…nur eine kurze Zusammenfassung: Wir haben - wie erwähnt - in den Bergen kurz vor der usbekischen Grenze übernachtet und waren die Ersten am Zoll. Iran war in zwanzig Minuten erledigt. Alle sehr freundlich und hilfsbereit. Aber die Zöllner haben schon darauf hingewiesen, dass das „auf der anderen Seite“ etwas problematischer werden würde. Naja, so kam es dann auch.
Zunächst zur Passkontrolle. Dort werden wir wieder weggeschickt, weil die Einfuhrsteuer nicht bezahlt wurde. Diese bezahlt man hinter einer geheimnisvollen Tür, die aber verschlossen ist. Man muss klingeln, passiert aber nix. Nach etwa zwanzig Minuten kommt eine Frau in Landestracht, kassiert (nicht von uns, sondern von einem Iraner) erst einmal 100$ Schmiergeld und endlich dürfen wir auch bezahlen. Dann wieder zur Passkontrolle und jetzt kommt das Auto dran. Zu bezahlen ist die temporäre Einfuhr, die KFZ-Versicherung, eine Abgabe auf den verbilligten Diesel im Land und noch weitere Gebühren und Gebühren für die Ausstellung der Unterlagen. Alles sehr bürokratisch, mit zig Unterschriften von diversen Dienstgraden und unzähligen Stempeln. Aber jetzt kommt’s: Als ich (Monika musste zu Fuß durch die Einreisekontrolle) das winzige Büro betrete sind die drei Herren (Chef, Mittelhoher und Untergebener, das ist der, der die ganze Arbeit macht) gerade beim Frühstück. Eier, Wurst, Brot, Gurke und Wodka. Ich dachte, die zwei anderen, weil in Zivil, wären Gäste. Falsch. Und der Chef, ungelogen, war früh um zehn voll wie tausend Turkmenen. Da der nur lallte, war er kaum zu verstehen und zwischen mehreren Bakschisch Abgreif-Versuchen - ich hab Ihm halt was gegeben, aber er hatte es nach fünf Minuten schon wieder vergessen - wollte er mit uns (Monika war später wieder zu uns gestoßen) über Kinderkriegen und wasweißichnichtalles labern. Geschafft! Jetzt noch Zoll, da sind sie zu fünft durch unser Auto gekrabbelt, und wir waren drin. Bleibt nachzutragen, dass alle, die Besoffenen und die Nüchternen, von unserem Auto begeistert waren und uns gemeinsam verabschiedet haben.
Jetzt Ashgabat, die weiße Stadt. Das ist wie ein Bonsai von Dubai mit noch schlechterem Geschmack. Nächstes Jahr finden hier wohl Asienspiele statt und darauf arbeiten alle hin. Es ist ein solch geschmackloser Protz, dass nicht mal Las Vegas mithalten kann. Überall Parks und Denkmäler (was ja nicht schlecht ist), aber überall auch möglichst ein Denkmal des Präsidenten (…für alle, außer Wolfgang Kansy sen., denen ggf. der Name nicht geläufig sein sollte, der Typ heißt Gurbanguly Berdimuhamedow). Denkmäler meist in Gold, gerne auch auf Pferden etc. Der hat übrigens auch bestimmt, dass Autos nur noch weiß sein dürfen, und für schmutzige Fahrzeuge gibt es angeblich Strafzettel. Hast Du blaues Auto? Ganz einfach: Umlackieren oder es gibt keine Inspektion mehr. Auch kein Witz. Seht Euch unser Filmchen an, dann wisst Ihr, was wir meinen.
Gestern Abend haben wir im Fernsehen (…es gibt nur Staatssender oder Russenpop) eine Art Volkskongress mit dem Präsi gesehen. Da sitzt einer und redet (stundenlang) und etwa tausend Abgeordnete, Militär etc. sitzen mit geneigten Köpfen da und schreiben eifrig mit, was seine Herrlichkeit verkündet. Nicht etwa auf dem Laptop - nein, ausnahmslos alle kritzeln Notizen mit einem einheitlichen Stift auf einheitliche Kladden. Nordkorea für Neureiche. Ach was kann man mit Öl und Gas alles anstellen, wenn man genug davon hat.
Ihr könnt Euch vorstellen, dass wir das schreiben, nachdem wir das Land verlassen haben. Denn öffentliche Gebäude zu fotografieren (…oder zu filmen) ist strengstens verboten. In punkto Pressefreiheit rangiert Turkmenistan auf dem drittletzten Platz. Vor Nordkorea und Eritrea.
Trotzdem haben wir ein schönes Hotel gefunden und das erste Bier nach zweieinhalb Wochen Iran genossen! Und am Abend lecker in der Gartendisco gespeist (Filmchen siehe unten)
Zurück zur Natur. Wenn auch nicht ganz auf natürliche Weise entstanden: Im Jahr 1971 explodierte bei Probebohrungen eine Gasblase, das Gestänge flog in die Luft und es entstand ein riesiger Krater. Und seitdem brennt es dort. Phantastisch in der Nacht.
Er liegt mitten in der Karakum-Wüste, abseits des Weges und ist kaum zu finden, weil nicht beschildert. Wir haben es doch geschafft und eine Nacht dort (fast) alleine verbracht. Und ratet mal, wer die anderen waren. Ein Pärchen aus Freiburg mit (natürlich) einem Toyota. Friedrich und Elisabeth (…ich hoffe, ich habe die Namen richtig behalten) reisen ebenso wie wir über die Seidenstraße, dann aber über die Mongolei und Russland wieder zurück nach Hause.
Noch eine Nacht in Dasoguz, neben einem Besuch im Schnapsladen wäre nix zu berichten und relativ problemlos über die Grenze nach Usbekistan.
Anmerkung Monika: Viele turkmenische Frauen tragen traditionelle Kleidung, d.h. bodenlange körperbetonte Kleider (aus Seide oder samtartigen Stoffen), die vorne kunstvoll bestickt sind. Dazu werden oft hohe Schuhe getragen. Auf dem Kopf tragen verheiratete Frauen eine Art Turban, die unverheirateten (Studentinnen?) sind in dunkelroten Samt gewandet und haben (meist) hüftlange geflochtene Zöpfe. Diese Frauen strahlen für mich sehr viel Würde und Eleganz aus. Auch so kann man islamische Kleidungsvorschriften interpretieren.
Die Dame im Schnapsladen wollte sich unbedingt mit uns fotografieren lassen, während sich draußen eine ganze Bande Kinder die Nasen am Schaufenster plattgedrückt haben. Viele Touristen sind dort ganz offensichtlich noch nicht vorbeigekommen.
Kurze Info: sind heute heil in Ashgabat angekommen, Details folgen.
Wir freuen uns auf das erste Bier seit zweieinhalb Wochen und ich mich darüber, das Kopftuch und die langen Ärmel los zu sein!