Naja... Eigentlich fehlt noch New Brunswick (oder Neubraunschweig) in der Überschrift. Aber dann wärs doch ein bisserl lang geworden. Doch zurück zum Thema: Stephen, Steffies Partner, hat uns damals in Ottawa so viele Tipps und Empfehlungen gegeben, dass wir uns gut noch ein weiteres Jahr in Kanadas Osten herumtreiben könnten. Da aber - wie Ihr wisst - unsere Reisezeit begrenzt ist, haben wir uns halt auf das konzentriert, was möglich war. Und, um vorzugreifen, es war nicht nur möglich, sondern auch wunderschön.
Doch der Reihe nach: Unser nächstes Reiseziel war also die Gaspésie-Halbinsel, die nach ihrem Hauptstädtlein Gaspé benannt ist. Sie gehört zu weiten Teilen noch zur Provinz Québec, dort spricht (...und speist) man also französisch. Bis auf wenige Abschnitte hat uns unser Weg meist die Küste entlang geführt, vorbei an kleinen Fischerdörfchen, felsigen Steilküsten oder ewig langen, manchmal bewaldeten Stränden. Die jetzt schon kürzer werdenden Tage, der raue Wind und manch ein Regenschauer zeugten allerdings davon, dass der (verdammt kurze) kanadische Hochsommer Vergangenheit ist. Auch hier gibt es reihenweise Campingmöglichkeiten. Wir jedoch haben, wo es ging, staatliche Naturparks genutzt und auch, wenn wir es zuvor schon zigmal geschrieben haben: Man kann gar nicht genug davon schwärmen, wie großzügig angelegt die Campingplätze dort sind, und meist gibt es sogar noch saubere (und heiße!!!) Duschen vor Ort. Hier besonders emporzuheben wäre der Nationalpark Forillon, der an Lands End, der nordöstlichen Spitze der Gaspésie liegt. Und: Habe ich schon erwähnt, dass es praktisch jeden Abend ein Lagerfeuer gibt? Habe ich... ich wollts halt noch einmal sagen.
Im Westen ging es hinauf. Im Osten geht's wieder runter. Und so waren wir an Monikas Geburtstag in der Stadt, die der Gaspésie ihren Namen gibt. Gaspé! Ein beschauliches Städtlein, über das es nicht viel zu schreiben gäbe, außer, dass wir uns ausnahmsweise einmal ein Hotel mit ein bisserl mehr Luxus geleistet hatten. Und ein Geburtstagsmahl gab es natürlich auch.
Nichts ist allerdings Gaspé, wenn man es mit dem noch kleineren Örtchen Percé vergleicht, das verhältnismässig kurz danach auf unserer Route auftauchte. Ein riesiger Felsen im Meer vor Percé macht es zum absoluten Hotspot der Gaspésie. Es schaut aus, als wäre Ayers Rock aus Australien hier rübergeschwommen und hätte vor der Küste Halt gemacht. Bleibt anzumerken, dass, obgleich das natürlich touristisch ausgeschlachtet wird, kein allzu großes Remmidemmi herrscht. Aber vielleicht half, dass die Ferien vorüber waren.
Bei Campbellton überquert man dann nicht nur den Restigouche-Fluss, sondern auch die Grenze zu New Brunswick. Und somit wird wieder Englisch gesprochen. Anmerkung: Dieser Übergang ist nicht nur ein sprachlicher, er ist auch einer von sehr teurem zu absolut sauteurem Alkohol. Was zur Folge hat, dass am Grenzort Pointe-à-la-Croix jede Menge Liquor-Shops, Cannabis Shops (...und sogar ein Sexshop) aufgemacht haben. Und tatsächlich verhängt die Polizei Strafen, wenn trotz freiem Handel innerhalb Kanadas Alkohol (oder Cannabis) geschmuggelt wird. Das haben sich die Neubraunschweiger Behörden vor dem obersten Gericht erstritten, weil das Recht auf Steuereinnahmen offensichtlich höher zählt als das Recht auf freien Warenverkehr. Glaubt jetzt aber nicht, dass es in New Brunswick kein Dope gibt. Nein! Der Staat will einfach auch hier abkassieren.
Sei's drum. Wir haben unseren Toyo bis an die Oberkante mit Wein und Bier vollgeladen, und es hat bis PEI gereicht.
PEI? Was ist das? Kommt später!
Jetzt also in New Brunswick und die akadische Küste antlang. Es fällt auf, dass im Gegensatz zum Grenzort Campbellton hier fast nur wieder französisch gesprochen (und geschrieben) wird. Es sind französische Siedler, die im achtzehnten Jahrhundert nach Kanada ausgewandert sind. Diese Volksgruppe ist nicht nur hier, sondern auch in Nova Scotia und auf PEI anzutreffen. Übrigens auch in New Orleans (USA) wo sie unter Cajun "firmieren". Eine verhältnismässig harte Unterdrückung durch die Kolonialmacht England und Deportationen in alle Welt im Jahre 1755 sorgte für einen umso stärkeren Zusammenhalt diese Volksgruppe, die der durchreisende Toyofahrer an einem Meer von akadischen Flaggen und in den "Landesfarben" bemalten Gegenständen betrachten kann.
Aber schon sind wir auf Prince Edward Island, die von allen nur PEI genannt wird. Also tun wir es auch. Es handelt sich um Kanadas kleinste Provinz und unserer Meinung nach auch um eine der schönsten. Zumindest, wenn man Küsten liebt. Während das Landesinnere vorwiegend landwirtschaftlich geprägt ist, gibt es an den Küsten überall Fischerdörfchen, Austernbänke Hummerfischer, etc. Und natürlich auch die entsprechende touristische Infrastruktur, wobei wir nirgendwo (...das trifft übrigens auch auf den Rest unserer Reise zu) Zustände wie an europäischen Küsten beobachtet haben. Keine Hotelburgen, keine Belustigungsangebote, etc. In Charlettown hatten wir übrigens unser erstes Hummer-Erlebnis: Für jeden von uns einen riesigen Lobster mit Lätzchen, Hummerbesteck und allem was dazu gehört. Natürlich sollten die Austern nicht vergessen werden. Schmackhaft tagesfrisch und hier durchaus auch bezahlbar. Übrigens: Der Schreiberling hat sich dank eines Austernmessers im Eigenstudium das Öffnen dieser Leckereien beigebracht. Man(n) muss sich halt auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren.
Zurück von PEI über die dreizehn Kilometer lange Confederation Bridge nach Nova Scotia, wo uns am Besucherzentrum der Provinz ein Dudelsackspieler empfängt. Damit ist nun also die letzte Provinz Kanadas erreicht, bevor wir unseren treuen Toyota wieder verschiffen werden. Zuvor allerdings noch nach Hopewell Rocks an der Bay of Fundy. Das ist die Gegend mit der höchsten Tide der Welt. Die geht angeblich über einen Unterschied von bis zu sechzehn Metern zwischen Ebbe und Flut. Das hat zur Folge, dass ganze Meeresarme wie ausgetrocknet daliegen und bei Flut mit einer riesigen Welle, die über Kilometer heranrollt, geflutet werden (...haben wir aber zugegebenermaßen nicht gesehen, weil wir nicht zur rechten Zeit am rechten Ort waren) oder, dass man bei Hopewell Rocks zu Fuß durch beeindruckende Felsformationen spazieren kann und, wenn die Flut gekommen ist, im Boot hindurchpaddelt. Jetzt haben wir zwar extra in einem (es war in der Tat der beschissenste der Reise) Camping übernachtet, aber am nächsten Tag waren wir erneut bei Ebbe zugegen und konnten kein Bild, das den echten Unterschied zwischen den Tiden zeigt, für Euch machen. Schade halt. Schaut ins Internet, da gibt es eh' tollere Bilder als die unsrigen.
Zum Abschluss noch was Kulinarisches! In einem Land, wo für ein Glas(!!!) Bier schon mal elf Euro (plus Zwangstip) aufgerufen werden, sind fünfundzwanzig Euro für ein Pfund frisch ausgelöstes Hummerfleisch wirklich ein Schnäppchen. Und so gab's manch einen Hummercocktail oder auch mal Spaghetti mit Knoblauchhummer vor dem Toyo. Auch Austern sind hier nicht nur günstig, sie sind halt einfach tagesfrisch. Da werden wir wohl noch lange dran denken, wenn z. B. an Weihnachten bei uns daheim der Aldi so ein trauriges Hümmerlein, das ja kaum größer als ein Scampi ist, als Delikatesse anpreist.
Mahlzeit also. Jetzt naht mit Halifax das Ende unserer Tour. Servus!
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