Leider hat das Wetter nicht mitgespielt: So ist das halt mal in der Regenzeit. Wir sind dennoch gewandert und zwar ins Tal "Valle de Cocora". Dort findet man die größte Ansammlung von Wachspalmen, mit bis zu sechzig Metern Höhe die höchsten Palmen der Welt (...und Kolumbiens Nationalbaum). Der Wanderweg ist durchaus anspruchsvoll, weil selbiger gleichzeitig ein Reitweg ist auf dem sich lauffaule Touristen zu Pferde transportieren lassen. In Verbindung mit reichlich Regen (auch wir durften davon kosten) kann man eigentlich eher von einem Sumpfpfad reden, denn beidseitig des Weges sind die saftig grünen Wiesen auf denen glückliche Kühe und ebensolche Pferde weiden mit Stacheldraht eingezäunt. Die Palmen gibt es tatsächlich in großer Schar - leider haben oft Nebelschwaden die Sicht verdeckt. Seht einfach selbst. Zum Schluss waren wir stolz auf unsere Ausdauer, auch, wenn wir nicht den gesamten Loop geschafft haben. Das geht bis auf fast 3000 Meter hoch und die Kombination aus Schlamm, Geröll, Kraxelei und Höhenluft hat uns Flachland-Tiroler dann doch zum Rückweg gezwungen. Schön (nass) war's trotzdem.
Am nächsten Tag dann wieder von einem Extrem zum anderen. Auf nach Cali oder, wie der Kolumbianer sagen würde, Santiago de Cali. Zweitgrößte Stadt des Landes - drei Millionen! Hier haben wir ja schon vom Weihnachtsmarkt berichtet. Monika möchte noch nachtragen, dass hier statt Glühwein, Schals und Wollmützen Bikinis verkauft werden. Ha!!!
Cali ist übrigens die Welthauptstadt des Salsa. Diesen Titel hat kein geringerer als Jonny Pacheco, Gründer und Bandleader der Fania All Stars der Stadt verliehen. Und so trieb es auch uns am Samstagabend ins Zaperoco, eine der berühmtesten Salsa-Bars. Und wir hatten Spaß. Hier ist das Tanzen wirklich noch eine Religion. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Wir besuchten Cali an einem Wochenende und da war auch die Innenstadt "aufgeräumt" (...wenn man mal von einem bei weitem noch nicht fertig aufgebautem Weihnachtsspektakel absieht. Wird wahrscheinlich erst im Januar eröffnet). So hat uns Cali eigentlich besser gefallen als Medellin.
Dennoch: Die Stadt alleine ist wohl kein Grund nach Kolumbien zu reisen. Das hat nämlich deutlich schönere Ecken. Zum Beispiel Popayán, die weiße Stadt, in der wir uns gerade rumtreiben. Viel größer als Girón oder Mompós, aber mit einem komplett erhaltenen (bzw. nach einem heftigen Erdbeben im Jahr 1983 wieder aufgebauten) historischen Stadtkern. Weit von den touristisch erschlossenen Gebieten Kolumbiens brodelt hier das städtische Leben: Campesinos kommen zum Einkaufen, die Straßen sind voll mit fliegenden Händlern, Banker, Beamte und Bürobedienstete schwirren zwischen Kontoren und Cafehäusern umher, bildhübsche Abiturientinnen in festlichen Roben lassen sich ablichten (...die Jungs auch, aber die sind nicht so prächtig), im Park sitzen die, die nichts zu tun haben und füttern die Tauben, vor jeder Bank oder Behörde bilden sich Schlangen von Bittstellern (ja... hier gilt die Obrigkeit noch was) und dazwischen machen unzählige kleine gelbe Taxen Jagd auf Fußgänger in den schmalen Gassen.
Bleibt anzumerken, dass es hier wirklich fast keine Touristen gibt. Die Stadt ist noch zu entdecken.
So schön es auch ist - in zwei Tagen hat man alles (z. T. mehrfach) gesehen. Morgen fahren wir nach San Agustín. Dort gibt es nicht nur eine der bedeutendsten und geheimnisvollsten archäologischen Stätten des Kontinents sondern auch einen Platz für Overlander (...kalte Duschen). Es stehen also wieder ein paar Toyotatage an. Schön!
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Inge und Wolfgang (Mittwoch, 07 Dezember 2016 20:27)
Wieder so lebendige und eindrucksvolle Berichte von Euch über das uns unbekannte aber doch faszinierende Land Kolumbien gelesen. Wir bekommen wirklich Lust, die Koffer zu packen und hier dem winterlichen Klima zu entfliehen. Bleibt gesund und weiterhin eine gute und vergnügliche Reise.
Monika und Rainer (Mittwoch, 07 Dezember 2016 20:59)
@Oldies: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Hier ist es zwar warm, aber dafür regnet's zwischendurch auch immer mal wieder ziemlich heftig. Das hat aufgrund der Straßenverhältnisse zur Folge, dass man für 130km auch schon mal vier Stunden braucht. Macht aber trotzdem Spaß!